Freitag, 16. Oktober 2015

Früher als gedacht...

...oder besser gesagt "als erhofft".

Es ist erst Mitte Oktober, und bei mir ist Land unter.
Seit gestern war der Verdacht da, dass etwas in der Schule rumgeht. Seit heute ist es fast Gewissheit, dass es so ist.
Eigentlich will ich das ja nie so genau wissen, aber wenn man so umsichtige Nachbarn hat wie ich, die einen auch noch auslachen, wenn man zitternd vor ihnen steht, dann hat man wohl keine andere Wahl.

Ja, ich werde tatsächlich ausgelacht!!! Nicht nur belächelt von Menschen, die keine Ahnung von meiner Krankheit haben. Nein, ich werde ausgelacht!!!!
Unfassbar!!!
Ich kann Euch wirklich verstehen, wenn Ihr mit Eurer Krankheit nicht an die Öffentlichkeit gehen wollt. Einerseits...
Aber andererseits gibt man solchen Menschen dann nur noch mehr Bühne für Ihre Armseligkeit.
Wie schrecklich muss es sein, wenn man so ignorant durch die Welt laufen muss? Wenn man vor sämtlicher Realität die Augen verschließt? Wenn man wahrscheinlich selber gerne mal losheulen und seine Schwächen zugeben will, aber viel zu viel Angst vor den anderen Reaktionen der Mitmenschen haben muss? Weil man selber ja am besten weiß, wie reagiert wird?
Anders sein ist schlecht. Anders sein ist merkwürdig. Anders sein ist fremd. Und das wollen wir hier nicht.
Aber solchen Menschen muss man mit erhobenem Kopf entgegen treten!!!!
Hab ich gemacht. Ich hab fast gebrüllt und gesagt, HÖR AUF zu lachen. Das ist kein Spaß!!!
Verstanden wurde es wohl nicht... egal, wie laut man brüllt...

Wie ich mich fühle...?
Wie immer, wenn es losgeht:
Ich kann nicht schlafen, denn wenn ich die Augen schließe, dann bekomme ich sofort schreckliche Bilder vor die Linse. Ich wälze mich nur hin und her. Also lasse ich das mit dem Schlafen. Wenn ich aber wach bin, dann ist mein Kopfkino genauso laut. Also TV an. Oder DVD. Reicht aber nicht.
Außerdem bin ich müde. Und dann kann kein Mensch Fernsehschauen.
Sakrotan an allen Ecken, Händen und Türklinken. Auch an Mann und Kind.
Essen kann ich auch kaum. Also knurrt mein Magen. Und wenn mein Magen knurrt, dann dreh ich durch, weil ich es nicht als Hunger erkennen kann. Sonst kann ich das, aber in Tagen voller Panik geht nichts...
Ich bin wie gelähmt. Kann kaum atmen. Herzklopfen, als hätte man 10 starke Kaffee getrunken. Schwindelig..
Aber ich stehe es durch ohne Tabletten. Bis jetzt...ich lass mir das Türchen mal offen.

Bisher hatte ich ja nicht wirklich Glück mit Ärzten. Und auch momentan hadere ich wieder sehr mit diesem Thema. Denn ich bin auf 2 Dinge gestoßen, die mich doch sehr ins Grübeln gebracht haben.
Thema Nr.1: Depressionen
Ich habe viele Freunde und Bekannte, die an Depressionen leiden und gelitten haben. (Ist das nicht eigentlich sehr traurig, dass es schon fast eine Volkskrankheit geworden ist?)
Daher weiß ich, dass es viele verschiedene Arten von Depressionen gibt. Meine Mama hatte auch Depressionen. Aber das war diese "klassische" Art: im Bett liegen und tagelang heulen. So habe ich Depressionen kennengelernt.
Ich habe mich nie weiter mit dem Thema beschäftigt, weil meine Angst für mich DAS Thema war und ist.
Auch bei Ärzten habe ich immer wieder betont, dass ich kein Antidepressiva will, weil ich keine Depressionen habe, sondern eben "nur" eine Angsterkrankung.
Erschreckender weise hat sich jeder (!!!) Arzt und Therapeut/in damit zufrieden gegeben.
Keiner hat gesagt, dass man es besser mal genauer unter die Lupe nehmen sollte. Nach 2 Sätzen von mir, war jeder überzeugt, dass ich Ängste habe und sonst nix.
Nun bin ich vor ein paar Tagen über eine Buchrezension gestoßen:
Tobi Katze - Morgen ist leider auch noch ein Tag (Irgendwie hatte ich von meiner Depression mehr erwartet)
http://www.stern.de/gesundheit/tobi-katze--depressionen-auf-den-punkt-gebracht-6491436.html
Ich war sofort total angetan und habe mir das Buch auch sofort bestellt. Normalerweise mache ich das nicht, denn finanziell steht es nicht so gut :-/
Aber hier konnte ich nicht anders.



Alles tritt aus einem bestimmten Grund, zu einer bestimmten Zeit in das eigene Leben.
Kein Satz von ihm, sondern das ist der Satz, der mich in vielen Situationen in meinem Leben etwas entspannen lässt. Alles hat seinen Grund, auch wenn man ihn nicht gleich erkennen kann.

Ich hatte schon viele Bücher in der Hand, die von Depressionen handelten. Aber nie hab ich mir eines gekauft. Nie! Und gelesen hab ich auch keins.
Und hier stoße ich aus purer, langweiliger, zufälliger Rumklickerei auf diese Seite und bin gefesselt.

Seit gestern ist das Buch nun da und allein das erste Kapitel hat meine Realität realer werden lassen.
Wie klar alles für mich wurde, als ich las, was es denn mit einem Wäscheberg neben dem Bett auf sich hat.
Ich weiß nicht, ob ich zitieren darf, aber es sei mir verziehen, wenn ich es kurz tue:
"Und alles, was Forderungen an mich stellen könnte, ist sowieso aus Blei und bremst und liegt auf mir und lässt sich nicht fortdenken und wird mit jedem Gedanken daran noch schwerer."
"Den ganzen Tag im Bett zu liegen, weil mich der Frust darüber, im Bett zu liegen, am Aufstehen hindert, ist eine perfide Endlosschleife von geradezu weltironischen Ausmaßen."
Das Buch ist durchweg witzig und ernsthaft. Durchgelesen habe ich es noch nicht, aber es zeigt mir einen neuen Blickwinkel auf mein Leben. Jetzt schon.
Meine ewige Angst vor dem Müssen, spiegelt sich da wieder. Und meine Kraftlosigkeit seit Jahren.
Und nichts zu Ende bringen können.
Habe ich Depressionen...? Finde ich einen Arzt, der sich genug Zeit nimmt, sich diesem Problem zu stellen? Oder fange ich einfach an, mal die ganzen Antidepressiva zu nehmen, die sie mir schon seit Jahren verschreiben wollen? Weil die angeblich auch gegen die Angst helfen können? 2 Fliegen mit einer Klappe...
Ich lese das Buch zu Ende und entscheide dann.

Dann das Thema Nr. 2:
Ich hab gedacht, ich lese nicht richtig. Ich habe es zuerst für einen Witz gehalten. Aber seit ich weiß, dass man laut RTL auch an einer lebensbedrohlichen Knopf-Phobie leiden kann, hielt ich es doch für möglich und las den Bericht. Außerdem war er nicht von RTL, sonder bei der WELT.
Es gibt eine Angst vor dem Glücklichsein!!!
Hier der Link zum Artikel:
http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article145867997/Manche-Menschen-wollen-gar-nicht-gluecklich-sein.html
Ob die Menschen es nicht wollen, weil sie Angst haben, oder weil sie Angst haben, weil sie nicht anders können, das alles spielt eine Rolle.
Auch Fälle wie ich, die immer glücklich sein wollen, alles dafür tun, aber immer mit der gewissen Vorsicht dagegen halten, weil ja doch immer die Retourkutsche kommt, auch diese Fälle zählen zu der "Fear of Happiness".
Ob ich mich eingängiger mit diesem Thema befasse, kann ich noch nicht sagen.
Gerade momentan, wenn es mir sehr, sehr schlecht geht, kann ich nicht an positive Dinge denken. Mein Hirn verbietet es regelrecht.

Vielleicht hab ich jetzt einfach Angst vor dem Glücklichsein, Depressionen und Emetophobie.
Ich maße mir hier nicht an, dass ich diagnostizieren kann. Aber wenn sich kein Arzt die Mühe macht, muss ich halt selbst eins und eins zusammen zählen. Nur, wenn ich fertig mit Rechnen bin, wer sagt mir dann, ob meine Lösung auch die Richtige ist...?

My story isn't over yet;
#projectsemicolon

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