Donnerstag, 9. Juli 2015

My story isn't over yet....

... und darum habe ich mich dazu entschieden, wieder öfter zu schreiben.

Der Gedanke schwebte schon eine Weile in meinem Kopf umher, aber irgendwie war dann doch nie der richtige Zeitpunkt für mich da.
Zu sagen und zu schreiben habe ich ja immer viel, aber ich konnte einfach nicht die Kraft aufbringen, mich an das Laptop zu setzen und loszulegen...

Dann vor ca. 2 Wochen stolperte ich bei Facebook auf ein Projekt, das mich sofort faszinierte: Das Semicolon-Projekt ( http://www.projectsemicolon.com/ ).
Für alle Nicht-Engländer versuche ich es kurz zu erklären:
Das Semicolon-Projekt ist eine Gemeinschaft, die Liebe und Hoffnung denen zukommen lassen möchte, die mit Depressionen, Ängsten, Borderline, Selbstmordgedanken und anderen psychischen Erkrankungen zu tun haben. Die Gemeinschaft hilft mit Rat und Tat, aber vor allem mit Verständnis.
Keiner ist alleine und jeder kann Hilfe in Anspruch nehmen, sei es zuerst eben in der Gemeinschaft.
Das Semicolon-Projekt nimmt das Semicolon, also das " ; ", als Symbol dafür, dass unsere Geschichten des Lebens noch lange nicht fertig geschrieben sind.
Wir alle haben wegen unseren Krankheiten schon oft die Hoffnung aufgegeben und eben einen Punkt, ein Ausrufezeichen oder auch ein Fragezeichen an den Schluss gesetzt.
Jetzt ist es Zeit den Punkt, das Ausrufezeichen und das Fragezeichen zu ersetzen. Und zwar durch das Semicolon.
My story isn't over yet;

Betroffene, Erkrankte, aber auch Freunde und Angehörige lassen sich seit ca 2 Jahren ein Semicolon auf das Handgelenk oder einen Finger oder wo sie eben möchten, tätowieren.
Das alles soll kein neuer Tattoo-Trend werden, sondern ist als Statement gedacht.
"Ich bin Erkrankter. Ich bin aber auch Helfer in einer Gemeinschaft, die weiß, wie wichtig Hilfe bei psychischen Erkrankungen ist."

Als ich also von diesem Projekt las, war ich sofort Feuer und Flamme und wollte zum nächstbesten Tätowierer rennen ;-)
Der 2. Gedanke war aber auch gleich da: ich muss wieder schreiben!
Die unter Euch, die mich kennen, wissen, wie sehr ich das Wort MUSS hasse!!!
Aber in diesem Zusammenhang war für mich klar: Ich muss wieder schreiben.
Für mich, für die anderen Erkrankten.
Wenn meine Geschichten, mein Leben, jemand anderem nur ein bisschen dessen Leben erleichtern kann, dann hab ich das Richtige getan.
Meine Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt; ich mache weiter.

Beim Tätowieren war ich dann aber doch ;-)

Und weil ich einen tollen Mann habe, hat er sich auch gleich unter die Nadel geschmissen.
Er ist ja schließlich seit fast 12 Jahren nächster Angehöriger, der sein Leben komplett auf meines einstellen muss, auf vieles verzichten muss; vielleicht hat er sich sein Leben auch viel einfacher vorgestellt.
Aber für ihn ist klar: "Hier bleibe ich, komme, was wolle!"
Ich hätte nie daran gedacht, dass er sich auch stechen lassen will.
Ich hatte ihm erklärt, um was es sich da dreht, dass ich mir in den nächsten Tagen das Semicolon stechen lassen will. Und von ihm kam sofort: "Da kann ich ja dann gleich mit und mir das auch machen lassen, oder? Ich bin ja schließlich auch Betroffener als Angehöriger!"
Tja, und da sind sie nun: Unsere Semicolons :-) 






Was ich gerne noch dazu sagen möchte:
Ein Tätowier-Studio in der Nähe bietet einen "Semicolon-Day" im September an.
Ich dachte, dass das an sich eine sehr gute Idee ist, denn keiner muss sich verstecken, wenn er erkrankt ist.
Aber nach einem langen und tollen Gespräch mit meiner neuen Lieblingstätowiererin (Hi S.!!!), ist mir klar geworden, dass die Gefahr wohl doch sehr hoch ist, dass sich das Semicolon auch Leute stechen lassen könnten, die das als Mode-Gag empfinden. Oder sie denken, sie wären tatsächlich an Depressionen erkrankt, weil sie mal Tage hatten, an denen sie mal schlechte Laune hatten.
Ihr wisst selbst, was für Typus von Menschen ich damit meine.
"Wenn es alle haben, will ich es auch haben! Ich hab schließlich auch schon mal geheult."
Darum haben mein Mann und ich es uns bewusst jetzt schon stechen lassen, bevor die ganze Meute damit ankommt, und das Semicolon das neue Arschgeweih wird.
Außerdem kommt bei uns noch ein Partner-Tattoo dazu, und das Semicolon wird darin integriert.

Also wenn Ihr Euch auch dafür entscheidet, dann denkt darüber ganz genau nach. Es ist zwar klein, aber es geht nie mehr weg. Es muss Euch auch klar sein, dass Euch Menschen ansprechen, die wissen möchten, was es für eine Bedeutung hat. Ihr müsst natürlich niemals mit "fremden" Menschen über Euer privates Leben reden, aber ich denke, wenn man ein Statement offen trägt, dann sollte man auch offen sagen können: "Das ist ein Statement. Ich unterstütze das Semicolon-Projekt. Ich selbst bin betroffen, erkrankt an....., Angehöriger...usw."
Lasst es Euch gut durch den Kopf gehen. Lest die Seite vom Projekt mal in Ruhe durch. Auch die Nicht-Engländer unter Euch finden sicher einen Übersetzer im Netz, der helfen kann ;-)

Ich finde es einfach eine coole Sache :-)
Und mehr sage ich ein anderes Mal ;

















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