Mittwoch, 27. April 2011

Ich will es jetzt hinkriegen!

Wann schaffe ich es endlich, mich aus diesem Teufelskreis zu befreien?
Ich will meine Medikamente nehmen, weil ich weiß, dass es mir sicher nach einiger Zeit besser gehen wird. Aber ich weiß eben auch, dass die Dinger, für mich schier unüberwindbare, Nebenwirkungen haben. Und was nun? Augen zu und durch? Hab ich schon. Und Ende vom Lied war dann, dass ich richtig ausgeknockt auf der Couch lag. Ich konnte nicht mehr aufstehen vor Schwindel, Übelkeit. Durchfall, Appetittlosigkeit. Extreme Müdigkeit. So: wie soll ich das nun alles wuppen? Ich habe hier 2 Kinder, die versorgt werden wollen! Und ich kriege es schon ohne die Nebenwirkungen kaum hin, meinen Alltag zu bewältigen.
Da kann ich mich doch nicht mit Absicht einfach für ein paar Tage ausschalten!?!

Ich erkläre es gerne so. Gibt ja viele, die einfach mal so dahin sagen: "Zieh das die paar Tage doch durch! Wird schon!" Hach, wie ich diese Kommentare liebe!
Also: Ich stehe jetzt vor Euch hin und deute auf meinen Herd in der Küche. Cerankochfeld ist an und leuchtet rot. Ist also heiß. Ich sage jetzt: "Leg mal deine Hand drauf. Tut nur kurz weh. Geht auch wieder weg:"
Und was würde ich wohl von Euch als Antwort bekommen??? Richtig: "BIST DU BESCHEUERT????"
Meine Antwort hierauf wäre nun folgendes: "Warum stellst du dich denn so an? Augen zu und durch! Wird schon wieder. Stell dich nicht so an!"
Frage an alle: WER LEGT SEINE HAND DRAUF? Wenn er nicht gerade auf Schmerzen steht?
Weil JA, es tut weh, wenn man auf eine heiße Herdplatte langt.

So, und nun setzen wir das mal auf mich persönlich um: Ich lege meine Hand sicher nicht auf den Herd! Denn warum soll ich mir etwas antun, von dem ich im Vorfeld schon weiß, dass es weh tut und mir nicht gut tut?
Das Gleiche ist es mit den Medikamenten. Wenn ich doch schon vorher weiß, dass ich einige sehr schlimme Tage vor mir habe, die mir Panik bereiten, die mich wahnsinnig machen, die mir weh tun und mich schwächen, WARUM soll ich mir das freiwillig antun?
Weil ich es sollte. Aber ich krieg den Dreh nicht hin.

Apropos tolle Sprüche von "Bekannten. Ist schon Jahre her, aber solche Dinger kommen immernoch in irgendeiner Form: ich kann ja seit einigen Jahren durch die Panik keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Und da ich keinen Führerschein habe, bin ich immer auf Feunde angewiesen, die mich "chauffieren". Ich frage wirklich nicht gerne um Hilfe, denn ich bin/war eine Frau der Tat. Wie meine Tochter so schön sagt: ICH KANN ALLEINE!
Es ergab sich die Problematik, dass ich nicht wusste, wie ich zu meinem Therapietermin kommen sollte, weil meine Freundin keine Zeit hatte, mich zu fragen. Ich war also auf der Suche, nach jemand anderem. Ich erwähnte meine Suche in einem Gespräch mit einer Bekannten. Und ihr Spruch: "Dann fahr doch mit dem Bus!"
HALLO??? Knall nicht gehört? Wenn ich Bus fahren könnte, dann müsste ich nicht in Therapie, ok?

Noch kann ich dem widerstehen, solchen Leuten mit solchen Sprüchen mit einem Wutanfall entgegen zu setzen. Aber lange geht das nicht mehr gut befürchte ich. Denn ich habe eine wahnsinnige Wut in mir.
Am meisten auf mich selbst...

5 Kommentare:

  1. Liebe Judith,

    es ist schwer, den richtigen Rat zu geben. Für mich war der Leidensdruck so groß, daß ich mir gesagt habe, ich versuche jetzt alles was helfen könnte.

    Habe meinem Arzt von der Angst der Nebenwirkungen erzählt und dass ich nicht noch mehr Leid ertragen kann.

    Er hat mit der schwächsten Dosierung angefangen. Könnte es eine Lösung für Dich sein, das mit Deinem Arzt zu besprechen?

    LG an Dich Ines

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  2. Ich hab ja jetzt die Tropfen. Doch sobald ich damit anfangen will, passiert immer irgendwas anderes, sodass ich mich nicht stark genug fühle, mich jetzt auch noch damit auseinander zu setzen.
    Wenn ich aber anfange, dann sowieso sehr langsam. Wahrscheinlich einen Tropfen pro Tag eine Woche lang. Dann 2 Tropfen eine Woche, und so weiter. So denke ich, kann ich meinen Körper ganz langsam an den Wirkstoff heranführen, ohne dass etwas passiert.
    Aber dafür brauche ich echt Überwindung und viel Kraft. Und die fehlt mir momentan eben...

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  3. Liebe Judith,

    igendwie finde ich es gut, dass Du die Medikation in Tropfenform nehmen kannst.

    Normalerweise müsste doch ein Tropfen kaum zu spüren sein?

    Ich kann es im Moment kaum erwarten, dass mein Doc mir grünes Licht gibt, meine Antidepressiva zu erhöhen.

    Drücke Dir ganz fest die Daumen, daß Du es schaffst, Dir die Chance zu geben.

    Liebe Grüße Ines

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  4. Ich habe keine andere Chance mehr. Entweder die Tropfen helfen, oder ich hab (mal wieder) ein echtes Problem. Und da ich die Dosis nur sehr langsam erhöhen kann, wird es wohl auch lange dauern, bis ich eine Besserung merken kann.
    Und Du kriegst das auch hin! Den kalten Entzug hab ich auch für eine schlechte Idee gehalten, aber ich wollte nix sagen. So ist es schon besser. Und bald bist Du auch richtig eingestellt. Sieh es so: Du bist schon weiter wie ich :-)
    LG Judith

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  5. Liebe Judith,

    zumindest habe ich schon den Sprung geschafft, die Antidepressiva zu nehmen. Heute denke ich, jeder Tag den ich später angefangen hätte, wäre ein verlorener guter Tag gewesen.

    Schau ja immer bei Dir vorbei. Irgendwie hoffe ich, daß ich bald lesen werde, den ersten Tropfen verträgst Du gut.

    Ich weiß ja nicht, wie Du meinen Blog verfolgt hast. Am Anfang hatte ich tatsächlich selbstgebastelte Nebenwirkungen. Das es tatsächlich so war, habe ich durch die EMDR Anwendung meines Arztes erfahren dürfen. Am nächsten Tag, als mein Kopf frei war von der Angst davor, waren alle Nebenwirkungen weg.

    Auch wenn Du schreibst, Du hast keine andere Chance mehr. Oft werden wir durch Beschwerden dazu gezwungen endlich etwas zu tun.

    Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß Du auch davon profitieren kannst.

    GLG Ines

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